Zürcher KMU Innovationstag setzt Meilenstein in der Vernetzung von KMU

Zur Premierenveranstaltung des ersten Zürcher KMU Innnovationstages sind rund 200 Unternehmerinnen und Unternehmer im Innovationspark Zürich zusammengekommen. Unter Beteiligung vieler Partner hatte er am 30. März zwei Hauptziele: KMU Wege zu erfolgreicher Innovation aufzuzeigen und noch mehr untereinander zu vernetzen.

„Um ihr Innovationspotenzial besser ausschöpfen zu können, müssen KMU sich stärker vernetzen“, sagte Carmen Walker Späh, die Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zürich, bei der Begrüssung. Ein Satz, der sich wie ein roter Faden durch das Programm des ersten KMU Innovationstags am 30. März zog. In 15 Impuls-Sessionen und Referaten loteten Fachleute gemeinsam mit rund 200 Teilnehmenden Wege zur Steigerung der KMU-Innovationskraft aus. Dazwischen bot sich die Gelegenheit für persönliche Gespräche und das Gelände des Innovationsparks näher kennenzulernen. Die Erstausgabe des Zürcher KMU Innovationstages bildet Teil des Pilotangebots «KMU und Innovation». Im September 2022 im Auftrag von Carmen Walker Späh lanciert, sind etliche Partner im Boot: unter anderem das Netzwerk Standortförderung Kanton Zürich, die Zürcher Kantonalbank, die Zürcher Handelskammer und der Kantonale KMU- und Gewerbeverband.

Das Projekt unterstützt KMU auf verschiedenen Ebenen, innovativ zu bleiben und noch innovativer zu werden. Carmen Walker Späh: «Denn auch wenn wir im Kanton Zürich sehr gut aufgestellt sind, geht die Innovationskraft von KMU leicht zurück.» Es sei an der Zeit, den Fokus auf die Unternehmen zu legen, die das Land aufgebaut haben, es stemmen und die meisten Arbeitsplätze und Lehrstellen böten – und die dabei weder über grosse Forschungs-, IT- oder Rechtsabteilungen verfügten.

Fünf Herausforderungen und Chancen im Fokus

Das Programm des Innovationstages wurde vom Team der Standortförderung des Kantons Zürich auf die Beine gestellt. Unter Mitwirkung vieler Partnerorganisationen orientierte es sich an Herausforderungen, denen sich KMU heute zu stellen haben, die aber zugleich auch Chancen bieten: an digitalen Trends und Technologien, Nachhaltigkeit, neuen Arbeitsformen, der Umsetzung von Innovationen sowie rechtlichen und sicherheitstechnischen Fragen.  

In Bezug auf neueste Trends und Technologien beleuchtete Sabrina Schenardi als Mitgründerin von «BLP Digital» die Reife der künstlichen Intelligenz. Sylvia Stocker, die Leiterin von Arabesque, ging auf aktuelle Entwicklungen im Bereich der Service-Robotik ein. Doch Technologien entwickeln sich rasend schnell: Den «Technology Outlook» der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) können Unternehmen als Wegweiser zur Früherkennung von Chancen nutzen, betonte SATW-Geschäftsleiterin Esther Koller in einer Session. Gemeinsam mit Experten von topsoft erörterten die Teilnehmenden den Unterschied zwischen Digitalisierung und digitaler Transformation. Weiter erprobten sie zur Ideenfindung die Design-Thinking-Methode mit Ergon Informatik und diskutierten mit Erni Schweiz Wege hin zu einem datenbasierten Geschäftsmodell.

Regierungsrätin Carmen Walker Späh eröffnet den Zürcher KMU Innovationstag mit beherzten Worten

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Die Chancen durch die Digitalisierung sind eng verzahnt mit dem Potenzial, das ein Nachhaltigkeitsfokus für Unternehmen birgt. Workshop-Leiter Kevin Arm und Ronny Hoffmann vom Innovationsdienstleister Zühlke formulierten es so: «Nachhaltigkeit ist die neue Digitalisierung.» Sie stellten ein Rahmenwerk vor, mit dem KMU nachhaltiges Design umsetzen können. Um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft ging es bei Forschenden der Zürcher Hochschule für Angewandten Wissenschaften (ZHAW), mit denen eine Gruppe beispielhaft kreislauffähige Produkte und Geschäftsmodelle erarbeitete. Die Organisation B Lab präsentierte ihre Unterstützung für Unternehmen, die sich nachhaltig ausrichten wollen.

Um den sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit ging es in einem Referat des HR-Experten Matthias Mölleney. Er sagte: «In Zeiten des Fachkräftemangels hilft die Digitalisierung auch KMU dabei, Mitarbeitende effektiver zu führen und an sich zu binden.» Doch in Unternehmen brauche es intern Anstrengungen, um Fachkräften vor allem psychologische Sicherheit zu bieten. Ein Workshop unter Beteiligung der ZHAW und des Projektentwicklers Walder Partner befasste sich mit den Arbeitsumgebungen der Zukunft. Mit enkeltauglichem Unternehmertum beschäftigten sich Fachleute der Stiftung Purpose Schweiz und der Vermittlungsplattform Companymarket. Als konkretes Beispiel für ein kollaboratives Arbeitsumfeld gewährte das Büro Züri Innovationspark Einblicke. Die Zürcher Kantonalbank bietet jeweils fünf Start-ups die Möglichkeit darin tätig zu sein.

Auch die Zusammenarbeit zwischen Start-ups und KMU birgt Innovationspotential. Impression aus dem Büro Züri Innovationspark

KMU stehen verschiedene Möglichkeiten der Innovationsförderung offen

Zentral war auch die Information über Andockstellen für innovative Ideen. Ein Aufruf war dabei für sämtliche Teilnehmenden relevant: Europäische Förderprogramme für Verbundprojekte sind weiterhin offen für Schweizer Unternehmen. Für das wegfallende EIC Accelerator Programm, bei dem Firmen allein Anträge stellen konnten, wurde bis auf weiteres durch den Swiss Accelerator Ersatz geschaffen. Um die Umsetzungsfähigkeit einer Idee zu testen, ist der Innovationsscheck von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, geeignet. Innovationsexperte Leendert den Haan betonte: «Wir von Innosuisse beraten Unternehmen kostenfrei, damit sie sich im Förderdschungel zurechtfinden.»

Zudem wurden Angebote vorgestellt, die KMU bei Innovationsprojekten begleiten: beispielsweise Industrie 2025, die Schweizer Netzwerk-Plattform für die Industrie 4.0 oder die Co-Creation-Plattform jointcreate.com, welche Unternehmen aufzeigt, wie sie fehlende Ressourcen durch Kollaboration kompensieren können. Die kantonale Standortförderung stellte das Angebot KMU und Innovation vor, bei dem Fachleute KMU bei ihren Innovationsvorhaben beratend begleiten.

Die Impuls Sessions und Workshops boten reichlich Gesprächsstoff und Networking-Möglichkeiten

KMU können bei Rechtsfragen auf ein Netzwerk bauen

Welche Bedeutung IP-Rechte für KMU besitzen, stellte Matthias Käch vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE) in einer Session dar. Er sagte: «Egal, wofür Sie sich entscheiden, Nutzungsrechte brauchen eine bewusste Entscheidung.» Das IGE bietet kostenlose Erstberatungen etwa in Patentfragen. Neben dem neuen Datenschutzgesetz war auch Cybersicherheit ein Thema. Philipp Grabher, der Informationssicherheitsbeauftragte des Kantons Zürich, warnte: «Viele Unternehmen sind nicht gegen Cyberangriffe gewappnet.» Doch einige Massnahmen könnten KMU auch mit geringen Ressourcen absichern – unter anderem ein solides Backup-Modell. Vor allem sollte auf keine Erpressungsversuche eingegangen werden. Künftig werde auch das kantonale Zentrum für Cybersicherheit des Amts für Informatik eine Anlaufstelle für Unternehmen in Sicherheitsfragen, kündigte Grabher an.

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